Mittlerweile hab ich seit 6 Jahren und 3 Monaten kein Fleisch und keinen Fisch mehr gegessen. Wenn ich darüber nachdenke, dass es ursprünglich nur mein Jahresvorsatz für das Jahr 2011 war, finde ich es eine reife Leistung. Heute könnte ich mir auch nichts anderes mehr vorstellen.
2014 lebte ich sogar ein paar Monate streng vegan. Das war eine interessante Zeit, aber auch eine Zeit mit vielen Auseinandersetzungen. Daran bin ich nicht ganz unschuldig. Viele der veganlebenden Menschen nehmen die ganze Thematik sehr ernst, ich würde es fast schon verbissen nennen. Ich habe mich mit dem Verhalten stark anfixen lassen und habe auch immer wieder Diskussionen angezettelt. Im Nachhinein schäme ich mich dafür, so etwas ist eigentlich überhaupt nicht meine Art.
Warum lebe ich nicht mehr vegan?
Eines Tages, als mir das alles irgendwie schon too much wurde, hab ich einen Post von einem Mädel in einer Berliner Vegan-Gruppe bei Facebook gelesen:
"Hallo Leute, ich stehe gerade bei DM vor den Zahnbürsten. Ich weiß gar nicht was ich machen soll, die sind ja alle mit Bienenwachs überzogen!"
Da bin ich schon zum ersten Mal vom Glauben abgefallen. Aber die Kommentare zu dem Post haben das nochmal getoppt:
"Geh bloß raus da! Geh da niiiie Zahnbürsten kaufen! Sowas geht gar nicht!" - "Schau mal im Bioladen, zu DM geht doch niemand"
In dem Moment war für mich alles vorbei. Ich habe mich aus sämtlichen veganen Gruppen entfernt und wollte damit nichts mehr zu tun haben. Ich wollte damit einfach nicht mehr in Verbindung gebracht werden.
Back to veggie. Mittlerweile sehe ich das alles entspannter. Ich esse das, worauf ich Lust habe (fleischfrei), trinke weiterhin meine eine Tasse Kaffee am Morgen mit Sojamilch Vanille und meide gelatinehaltige Produkte (Haribo, diverse Puddings und Joghurts, ...). Damit komme ich gut klar. Ab und zu gibts auch mal eines der mittlerweile 937281 vegetarischen Fertiggerichte oder Schnitzel. Wie gesagt - ab und zu. Manchmal einmal in der Woche, manchmal auch mal 3 Wochen gar nicht, manchmal sogar öfter.
Wenn das zur Sprache kommt, geht die Diskussion los:
"Warum isst ein Vegetarier solche Ersatzprodukte? Das ist ja richtig blöd!"
Ich muss sagen, dass ich immer gerne Fleisch gegessen habe, habe mich aber dazu entschieden, kein Körperteil eines toten Tieres zu verzehren. Warum soll ich also auf Ersatzprodukte verzichten, wenn es sie gibt?
Als ich 13 Jahre alt war, habe ich mich schon mal mit einer vegetarischen Ernährung auseinander gesetzt. Zu der Zeit gab es die ganzen Zusätze noch nicht, hatte auch keine Ahnung, wie man sich alternativ gesund ernährt und habe schnell an Appetit und Gewicht verloren. Also gabs nach einem Monat wieder Fleisch.
Dass die fleischfreien Ersatzprodukte umstritten sind, ist mir bewusst und dass das Sojazeug nicht gesund ist auch. Wenn man das Ganze vom gesundheitlichen Aspekt betrachtet, ist es eigentlich echt wumpe, ob man sich ein genmanipuliertes Sojaschnitzel oder ein antibiotikaverseuchtes Steak reinzieht. Was ist heutzutage überhaupt noch gesund, wenn man nicht selbst anbaut und/oder Massentierhaltung unterstützt?
Jedenfalls gehen mir diese Diskussionen richtig auf den Zeiger. Immer wieder geht das los: "Du weißt gar nicht was du verpasst!" ... Ach nein? Dann habe ich die ersten 18 Jahre meines Lebens wohl verpennt.
"Du isst meinem Essen das Essen weg!" ... Gähn, lass dir mal was Neues einfallen. Der ist mittlerweile echt ausgelutscht.
"Darauf erstmal ein saftiges Steak" ... Gönn dir, du kleiner Möchtegern-Provokateur.
Und dann gibts auch noch meine Oma, die mich in den ersten Jahren immer wieder vom Gegenteil überzeugen wollte: "Der Körper braucht Fleisch!" ... Ach Oma. Bei ihr kann ich aber darüber hinweg sehen, sie wird dieses Jahr 80 und hat den 2. Weltkrieg miterlebt. Das ist einfach eine Generationssache. Oma hatte Angst, dass das Kind - wie passend - vom Fleisch fällt. Heute sieht sie, dass ich nach über 6 Jahren fleischloser Ernährung immer noch lebe und gesund bin.
Mittlerweile denke ich mir einfach, jeder sollte so leben wie er denkt und es für richtig hält. Ich bin so zufrieden wie ich es derzeit handhabe und möchte in der Hinsicht auch einfach nur meine Ruhe haben. Genauso lasse ich auch alle anderen in Ruhe. Hauptsache, ich muss es nicht essen oder zubereiten. Wenn ich irgendwo zum Essen eingeladen bin, reichen mir auch die Beilagen. Niemand muss für mich extra was machen. Leider sehen viele Leute immer nur die Ich-bin-ein-Öko-und-alle-anderen-müssen-auch-so-sein-Menschen, wenn sie die Worte "vegetarisch" oder "vegan" hören, natürlich auch aus gutem Grund, wie ich oben schon beschrieben habe. Aber bitte seht auch, dass es Menschen gibt, die sich so ernähren und nicht in diese Schublade gesteckt werden möchten.
Salat aus eigener Ernte, Sommer 2016 |
Wie seht ihr das?
Habt ihr noch Fragen, Wünsche, Anregungen? Wenn ja, verfasse ich gern dazu einen Frage-Antwort-Post. :)
xxx